Unsere Geschichte beginnt im Frankreich des frühen 18. Jahrhunderts am Ende der Regentschaft des Sonnenkönigs Ludwigs des XIV. Sie spielt in der Stadt Lagarde in der Markgrafschaft Mirabeau, irgendwo in der heutigen Provence gelegen. Beherrscht wird die Grafschaft vom alten Adelsgeschlecht derer von Amboise. Der Marquis Louis d‘Amboise lebt zusammen mit seiner Frau der Marquise Geraldine d’Amboise wie die meisten Mitglieder des hohen Adels hauptsächlich am königlichen Hof auf dem Schloss Versailles in Paris. Das Paar hat zwei Söhne, die in der Residenz des Marquis in Lagarde aufwachsen. Beide könnten unterschiedlicher nicht sein: Der erstgeborene und zukünftige Erbe des Marquis Pierre d’Amboise ist besonnen, ruhig, wissbegierig und warmherzig. Der jüngere der beiden, Aristide d’Amboise, aber hat grausame Züge, ist aufbrausend, skrupellos und blickt oft neidisch auf seinen Bruder.
In der Stadt befindet sich ein Stadtviertel, in dem wie in vielen europäischen Städten ausschließlich Juden leben. Es ist das einzige in der Provence, denn alle anderen Juden sind aufgrund der ständigen Übergriffe nach Norden geflohen. Die jüdische Bevölkerung hat eine wechselvolle und oft düstere Geschichte hinter sich: Mehrfach wurden alle Juden unter Beschlagnahmung ihres Besitzes aus Frankreich verbannt – aus religiöser Intoleranz, aus blankem Hass. Der Makel des Christusmordes wird ihnen angelastet, grausame Ritualmorde an Kindern sollen sie verüben, Brunnen sollen sie vergiftet haben, sodass der Schwarze Tod, die Pest, immer wieder das Land heimgesucht hat. Sie sind nur deshalb auch immer wieder zurückgeholt worden, weil sie oft gute Kaufleute sind und im Gegensatz zu den Christen Geld gegen Zinsen verleihen dürfen. Somit dienen sie den Reichen immer wieder als gute Geldquelle. Der Vater des Königs (Ludwig XIII.) hat einst jedem Christen verboten, Juden zu beherbergen oder auch nur mit ihnen zu kommunizieren. Dies bietet trotz der totalen Ausgrenzung aber auch den Vorteil, dass die jüdische Gemeinde in Lagarde im Großen und Ganzen in Ruhe gelassen wird, wenn, ja wenn der jüngere Sohn des Marquis Aristide, ein Judenhasser wie seine Mutter Geraldine, nicht immer wieder Unruhe stiften würde. Weil Aristide mit seinen Kumpanen eine jüdische Hochzeitsfeier stört, wird er von der alten Esther verflucht: Ein Mädchen von jüdischem Geblüt soll ihm alles nehmen, was er glaubt zu besitzen.
20 Jahre später hat Pierre die Nachfolge seines Vaters als Marquis angetreten und Aristide hat sich als Bischof eine beachtliche Machtposition aufgebaut. Eine Truppe von Wander-Schauspielern ist in der Stadt und das junge jüdische Mädchen Elise verfolgt begeistert ihre Vorstellung - ganz nach dem Stil der Comedie dell'Arte.
Sie will auch Schauspielerin werden. Ob ihr das gelingen wird? Und so ganz nebenbei deckt sie mit Hilfe ihrer Schauspiel-Freunde ein hässliches Komplott des Bischofs auf.